Afghanen beim Berliner Soccer-Festival auf Platz 9

Das junge Team, das unter der Schirmherrschaft vom LEARN & play Projekt der AfghanistanHilfe Paderborn e.V. steht und in Kabul vom Vereinsvorstand und Deutschen Exilafghanen Ali Askar Lali auf das welterste Soccer-Festival vorbereitet wurde, spielte sich in den Trikots der Thüringer Allgemeinen in die Zwischenrunde.
Die Kabuler Mannschaft, die wie das Vielvölkerland Afghanistan selbst aus Paschtunen, Hazara, Usbeken und Tadschiken besteht, hat mit Platz 3 die Vorrundenspiele abgeschlossen. Am Freitag im Spiel gegen die türkisch dominierte Kreuzberger Mannschaft “Fix united Berlin” haben die Afghanen mit 2:0 verloren und damit den Einzug ins Viertelfinale wahrscheinlich verpasst. In ihrem letzten Match spielten sie sich auf Platz 9.
Neben prominenten Zuschauern wie dem afghanischen Botschafter Hamidullah Nasser-Zia und dem Ex-Präsidenten des Afghanische Fußball-Verbandes Halim Kohestami feuerten viele Exil-Afghanen, ihre Nationalfahne schwenkend oder darin eingehüllt, die Sportler an. Darüber hinaus stärkte sie der auffallend schicke Sportdress der Thüringer Allgemeinen in ihrem Selbstbewusstsein.
Wie bei Profikickern umringten Kinder die Mannschaft nach einem Spiel und bitten um Autogramme.
Die Stimmung bei den jungen Afghanen war sehr gut, ihr Ehrgeiz groß und der Teamgeist vorhanden.
Am Montag Mittag jedoch, nach den ersten drei verlorenen Begegnungen, breitete sich latente Resignation aus. Der Wechsel kam erst mit einem Freundschaftsspiel gegen die starke Berliner Freizeitmannschaft “FitzNilesen”, gegen die die Kabuler mit 6:0 gewannen, gekleidet in das Trikot der Thüringer Allgemeinen. Bei diesem mental wichtigen Match bereitete die Deutschafghanin Jasmin Dirinpur, die als Volunteer das Team in Berlin betreut und selbst Freizeitkickerin ist, sogar ein Tor vor.
Die Spiele werden auf einem Feld von 15×25 m ausgetragen, ohne Schiedsrichter mit und dafür “Fair-Play” als oberstem Gebot. Fouls und Regelverstöße zeigen die Spieler selber an. Die Partien sind extrem schnell, weil über Bande gespielt werden kann, und deshalb auch nur 12 Minuten lang. Erst im Viertelfinale erhöht sich die Spieldauer auf 20 Minuten.
Ein afghanisches Fernsehteam vom Sender “Arian Television & Radio Network” begleitete die Fußballer und übertrug Reportagen über Email und Fotos nach Kabul. Als einziger ausländischer und professioneller Sportreporter konnte Sayed Ali Kazemi von Arian-TV in der afghanischen Amtssprache Dari die Fußballspiele bislang live gemeinsam mit deutschen Kollegen kommentieren.
Berlin erlebten die Afghanen vorrangig am Mariannenplatz im tiefsten Kreuzberg, denn Zeit für eine Stadtbesichtigung bleibt nicht. Am Vormittag bereiten sie sich im Warm-Up-Bereich auf ihren Einsatz vor, am Nachmittag folgten für sie als erfolgreiches Team jeweils zwei Begegnungen.
Die Atmosphäre auf dem Festivalgelände war fröhlich und entspannt, wie auf der Fan-Meile auch. So werden sich die 12 Fußballer an einzigartige und rundweg positive Tage in Deutschland gern erinnern.
Der Beitrag wurde
am Monday, den 10. July 2006 um 11:11 Uhr veröffentlicht
und wurde unter Festival 06 abgelegt.